Titicaca
Mo, 27. September 2010In Cusco haben wir beschlossen, den Titicacasee doch nicht auszulassen. Wir wollten im Bus hin und her.
Im Prinzip kein großes Problem. Aber am 23.fuhren die Busse wegen des Streiks nicht. Am 24. sollte der Bus fahren, aber die Leute aus Espinar hatten auf der Strecke Cusco-Puno Brücken blockiert. Der Bus fuhr mit 14 h Verspätung und die 'Lösung'des Problems bestand darin, dass der Bus vor der Blockade hielt, die Passagiere zu Fuß auf die andere Seite gingen und dort in einen anderen Bus einstiegen.
Klingt harmlos.
War es aber nicht. Die Entfernung Aus- und Einsteigen betrug nämlich ca. 3-4km und wir gingen (in ca. 3500m Höhe) nachts zwischen 1 und 2 fast eine Stunde lang mit unserem ganzen Gepäck (ca. 50kg).
So haben wir für die Rückfahrt lieber einen Flug gebucht. Allerdings scheinen die Busse wieder zu fahren ;-)
Aber es war die Mühe wert. Uros, die schwimmenden Inseln im Titicacasee sind schon etwas Unglaubliches. Die Menschen dort leben seit Jahrhunderten bis heute vollständig auf dem See und benutzen für fast alles das Riedgras. Zum Bau der Inseln, der Hütten, der Boote, zum Essen, zum Feuer machen, als Sitzbank usw. Natürlich halten inzwischen auch moderne Materialien Einzug:
Wir besichtigen eine Hütte und sehen, dass man durch das Rieddach nach oben durchsehen kann. 'Wie ist das bei Regen?' 'Wir haben eine große Plastikplane.'
Klar, Kunststoff, Blech usw. werden heute nur für die Touristen versteckt und selbstverständlich fährt fast keiner mehr mit dem traditionellen Boot.
Trotzdem eindrucksvoll. Und ein seltsamens Gefühl auf der Insel herumzugehen, tief einzusinken und das Schwanken des Bodens zu sehen und zu spüren.
Taquile, die Insel mit dem völlig eigenen Gemeinwesen und eigenen Regeln hat uns vor allem landschaftlich tief beeindruckt. Der See, die Berge, das ist eine fantastische Kulisse. Auf der Insel gibt es keine Fahrzeuge, nicht einmal Fahrräder, das wäre auch sinnlos, da alles sehr steil ist. Was importiert wird, wird vom Hafen auf dem Rücken hochgetragen. Seltsamerweise unterliegt auch die Tierhaltung irgendwelchen Einschränkungen. Keine Hühner (wir sehen, wie im Hafen Berge von Eiern ausgeladen werden), keine Hunde (sehr angenehm nie in Kot zu treten), keine Esel (selbst trägt der Mann), keine Lamas oder Alpacas, wohl aber Kühe und Schafe. Die Männer tragen entweder rote Hüte (wenn verheiratet) oder weiße Hüte (falls ledig). Frauen können keine Ämter bekleiden, gehen immer drei Schritte hinter ihrem Mann und tragen keine Hüte. Statt dessen schwarze Tücher. Was für ein seltsamer Taquile ist das wohl, der da mit einer blauen Baseballmütze auf dem Kopf einträchtig mit seiner Frau sein Feld bestellt?